Psychotherapie-Blog

Dialog und Begegnung

"Wenn's funkt! Begegnung als heilsames Moment in der Psychotherapie und Beratung"

Hallo, liebe Menschen!

Vom 29. April bis 1. Mai 2022 fand in Lindau der diesjährige Kongress der GLE zum Thema „Wenn´s funkt! Begegnung als heilsames Moment in der Psychotherapie und Beratung“ statt. Da war die Rede von Dialog, Gegenüber, Miteinander und vielem, was zu einem gelungenen Gespräch (diesfalls therapiebezogen) beitragen kann. Am besten bringt es für mich die folgende Reflexion auf den Punkt. In meiner Rolle als Psychotherapeutin bin ich meinen Klient:innen stets zugewandt und interessiert an dem, was sie mir zu erzählen oder zu berichten haben. Manchmal bleibt das Gesagte trotzdem als Geschichte stehen, ohne bei mir eine Resonanz auszulösen, ohne dass ich, oder wir beide in eine Schwingung versetzt werden, in der das Gesagte auch berührt. Das geschieht häufig, wenn das Geschilderte wenig an die erzählende Person angebunden ist. Sei es, dass diese noch wenig Zugang zu ihren Gefühlen hat, oder auch die Geschichte zu schmerzhaft, zu grausam ist, und der zu erwartende Schmerz gut versteckt werden muss, um sich zu schützen.

Um hier einen Ausweg zu schaffen, greife ich zur Methode des „geführten Dialoges“. Das heißt nicht, dass ich einen möglichen Gesprächsverlauf gezielt steuere, sondern ich versuche lediglich, meinem Gegenüber das Gefühl zu vermitteln, an seiner/ihrer Seite zu sein (und zu bleiben), unter/stützend und haltgebend, da wo es notwendig erscheint. Also keinesfalls eine „in eine bestimmte Richtung Schiebende“ Gesprächspartnerin zu sein. Meine Fragen zielen nicht auf ein bestimmtes Ergebnis ab, es ist das anfragende Element selbst, das Bewegung in ein Problem bringen kann!

Erst, wenn sich die Klient:innen sicher fühlen, können sie in unserem „imaginären Therapieraum“ Platz nehmen und es kann zu einem gemeinsamen Erleben, zur Begegnung kommen. Für mich fühlt es sich – um in einem Bild zu bleiben – tatsächlich auch so an, als würden wir miteinander einen eigenen, neuen Raum betreten.

Selbst, wenn das nicht immer gelingt, kann es trotzdem für den/die Hilfesuchende/n sehr entlastend sein, einfach einmal seine/ihre Geschichte zu erzählen. Der Funke lässt sich eben nicht MACHEN!

Die heutige Frage lautet also: Erleben Sie den Unterschied zwischen „Sich treffen“ und „Sich begegnen“? Was sind Ihre Voraussetzungen, damit Sie von einem Gespräch auch berührt werden?

Raum, Schutz und Halt wünscht Ihnen

Melitta Klauß