Psychotherapie-Blog

Individualität als „das Besondere“

Hallo, liebe Menschen!

Das Leben ist kompliziert (geworden). Die Globalisierung und das Internet machen es möglich, eine nahezu unbegrenzte Anzahl an Entscheidungen in relativ kurzer Zeit umzusetzen. Macht es die große Auswahl leichter? Ich denke, sie überfordert den Menschen. Der Anspruch, die EINE, RICHTIGE Wahl zu treffen, erzeugt einen enormen Druck, im schlimmsten Fall einen Dauerstress mit psychischen und physischen negativen Auswirkungen. Es ist ein Phänomen unserer Zeit, dass viele Menschen das Einzigartige, das Besondere suchen. Es ist der Urlaub, der nicht an den Strand der Oberen Adria führt, sondern ins peruanische Hinterland, um dort – welche Ironie des Schicksals – auf hunderte andere Individualisten zu treffen. Es ist das besondere Essen, z. B. ein Burger mit Blattgold belegt. Und auch hier hat eine kolumbianische Fastfood-Kette die Idee übernommen und damit das Besondere zu etwas (fast möchte ich sagen) Alltäglichem degradiert. Wiewohl es in diesem Zusammenhang um einen Euphemismus der Sonderklasse handelt; spreche ich hier von einem Land in Südamerika, in dem die Menschen arm sind und bestenfalls ein Drogenboss sich den 45-Euro-Burger leisten kann.

Wie auch immer! Mein Eindruck ist jedenfalls, dass die betreffenden Personen mit diesem so besonders-Sein, Einzigartiges-Haben, Außergewöhnliches-Tun ihrem Leben und Ihrer Person eine Aufmerksamkeit verschaffen möchten, aus Angst in einer Zeit des Überflusses/des Überfließens so gar nicht gesehen zu werden. Wenn das Singuläre zum Standard wird, verändert das die ganze Gesellschaft.

Wieviel Wert legen Sie auf das Besondere, das Einmalige? Wieviel sind Sie bereit dafür zu tun, zu bezahlen, inwieweit überhaupt darüber nachzudenken?

Raum, Schutz und Halte wünscht Ihnen

Melitta Klauß