Psychotherapie-Blog

Gefährliche Liebschaften

Hallo, liebe Menschen!

Der letzte Beitrag war dem Thema „Gewalt an Frauen“ gewidmet. Heute blicken wir ein wenig hinter die Kulissen und gehen der Frage, warum Menschen/Frauen an toxischen Beziehungen festhalten, nach.

Auf die Methode der Existenzanalyse bezogen landen wir unweigerlich beim Thema Sicherheit. So paradox es sich darstellt, empfindet der Mensch das Bekannte, ungeachtet dessen, ob es gut oder schlecht für ihn ist, als sicher. Eine Person, die im Elend daheim ist, wird un(ter)bewusst daran festhalten, denn darin kennt sie sich aus, darin ist sie daheim. Das Unbekannte erzeugt gewöhnlich mehr Angst als die Aussicht auf Besserung zu überwinden vermag. Und: Schlimmer geht bekanntlich immer….

Eines der Hauptübel ist wohl der Schuldbegriff, um den wir hier nicht herumkommen. Meiner Erfahrung nach schlummert in der Tiefe der Seele der Betroffenen die Annahme, „es“ doch irgendwie verdient zu haben. Sehr oft werden hier die Muster der Kindheit übernommen, das Kind übernimmt gleichsam die Täterrolle der Eltern/Erwachsenen. Kinder, die schlecht behandelt wurden, neigen dazu, sich und/oder andere im späteren Leben ebenso schlecht zu behandeln. Dasselbe gilt z.B. auch für Gewalterfahrungen. Es scheint fast aussichtslos, aus eigener Kraft aus diesem Teufelskreis herauszukommen.

Umso wichtiger ist ein Umfeld, dass den Betroffenen signalisiert, keine Schuld an der Situation zu haben; wohl aber Verantwortung. Das kann die Stigmatisierung zu Opfer/Täter möglicherweise verhindern.

Die Frage hierzu lautet: Wie leicht fällt es Ihnen, den anderen die Rolle des Täters oder des Opfers zuzuschreiben?

Raum, Schutz und Halt wünscht Ihnen

Melitta Klauß